Rekordauktionsergebnisse lenken den Blick von Anlegern immer öfter in die Richtung seltener und rarer Spirituosen. Bei einer Auktion des renommierten Auktionshauses Sotheby‘s in London wurde im November 2023 ein fast 100 Jahre alter Whiskey für knapp 2,5 Millionen Euro versteigert. Exakt 2.187.500 Pfund erzielte der Whiskey der Macallan-Brennerei aus der Region Speyside. Der ursprüngliche Schätzpreis wurde fast verdoppelt. Der Rekord-Whiskey war einer von insgesamt 40 Flaschen, die 1986 abgefüllt wurden. Davon tragen 12 Flaschen ein vom italienischen Künstler Valerio Adami gestaltetes Etikett. Limitierter und exklusiver geht es kaum.
Rekordergebnisse bei Auktionen unterstreichen den aktuellen Trend: Immer mehr Premiumhersteller bringen limitierte Spirituosen mit kunstvollem Storytelling auf den Markt. Besondere Abfüllungen in außergewöhnlichen Flaschendesigns lassen dabei Genuss- und Sammlerherzen höherschlagen. Eine Frage bleibt jedoch meist unbeantwortet: Wird der Inhalt vom Sammler genossen oder spekuliert er auf weitere Preissteigerungen?
Kunstvolles Storytelling
Limitierte Spirituosen heben sich von den standardmäßig angebotenen Produkten der Hersteller ab. Sie sind in ihrer Stückzahl limitiert oder nur über einen gewissen Zeitraum verfügbar. Limited Editions unterscheiden sich von der „normalen“ Produktpalette häufig in den verwendeten Zutaten, in der Art der Reifung der Spirituose und optisch in der Verwendung besonderer Flaschen oder Etiketten. Limited Editions bieten Raum für kunstvolles Storytelling, das auf die Marke einzahlt. Spannende Geschichten rund um die Entstehung einer Spirituose beziehen sich häufig auf den Reifeprozess: egal ob die Spirituose nun auf einem Segelschiff auf dem Weg über den Atlantik, auf über 1.500 Metern Höhe in den Alpen oder gar unter Wasser in speziellen Edelstahlbehältern gereift ist.
Diese besonderen Spirituosen zeichnen sich zudem häufig dadurch aus, dass sie über mehrere Jahre – teilweise sogar mehrere Jahrzehnte – gereift sind. Neben der Reifedauer wird bei fassgereiften Spirituosen gerne auch auf die verwendete Holzart hingewiesen, nicht selten werden Fässer eingesetzt, die durch ihren vorherigen Inhalt wie bspw. Whiskey, Rum, Likörwein oder Wein besonderen Einfluss auf den Geschmack und die Farbgebung der späteren Spirituose nehmen.
Besondere Flaschen, Designs und Etiketten
Auch die Flaschen selbst können Anlass für Gesprächsstoff bieten, nämlich dann, wenn sich internationale Künstlerinnen und Künstler im Rahmen von Limited Editions für das Flaschendesign oder die Gestaltung des Flaschenetiketts verantwortlich zeigen. Spezielle Sondereditionen mit Serienmotiven oder limitierte Spirituosen, die in Kooperation mit Bands entstehen, richten sich gleichermaßen an Serien- und Musikfans. Sondereditionen von Spirituosen, bei denen die Flaschen aus edlen Materialien wie z. B. Platin hergestellt und mit Edelsteinen wie Diamanten oder Saphiren besetzt sind, sprechen eher Sammler mit dickerem Geldbeutel an.
Wertsteigerungspotenzial von Spirituosen
Bei Luxusauktionen erzielen Spirituosen immer häufiger Rekorderlöse. Spirituosen-Raritäten traditionsreicher Destillen sind bei Sammlern besonders beliebt und entsprechend teuer. Häufig handelt es sich bei den begehrten Sammlerobjekten um besonders alte Jahrgänge: Entweder es wurden von Anfang an nur wenige Flaschen abgefüllt, oder diese wurden über die Jahre bis auf wenige ausgetrunken. Spirituosen aus „Lost Distilleries“, aus Brennereien, die heute nicht mehr existieren, sind bei Sammlern ebenso beliebt. Dies hat damit zu tun, dass das Angebot knapp ist und auch nicht mehr nachproduziert wird. Bei steigender Nachfrage steigt entsprechend schnell auch der Preis.
Klingt alles ein wenig danach, als wären Sammlerpreise ganz losgelöst vom Geschmack der Spirituose. Dann wäre eine Sammler-Spirituose aber kein Genuss-Produkt mehr, sondern ein Sammler-Objekt wie jedes andere. Im Falle des „Macallan 1926 Adami“ kam erst einmal nur der Whiskey-Experte von Sotheby’s in den realen Gaumengenuss. Jonny Fowle durfte der Flasche einen Milliliter entnehmen, um den Geschmack mit einer anderen Flasche des gleichen Jahrgangs zu vergleichen. Was der Käufer mit der Flasche vorhat, bleibt wahrscheinlich sein Geheimnis. Man kann davon ausgehen, dass der 2,5 Millionen-Whiskey, wenn überhaupt, dann wahrscheinlich maßvoll genossen wird!